Herrlich! Eine Fahrt nach Poznan bei bestem Wetter – ok, etwas kalt zum Anfang – mit der Bahn, also Abenteuer pur! Der geplante Zug fiel einen Tag vorher aus, also ging es eine Stunde eher los. Der fiel dann zwar auch aus, aber der nächste erreichte mit einmal zusätzlich Umsteigen noch rechtzeitig Hamburg Hbf. Sonst keine Verspätungen oder ähnliches – Fortuna sei gedankt!
Ankunft also pünktlich um 14:30 Uhr am Poznan Glowny (das y wird wie ein kurzes „ä“ gesprochen) mit zehn äußerst netten Teenagern aus nur zwei verschiedenen Klassen und ausnahmsweise kollegialer Begleitung von Frau Ochotta. Eine passende Begleiterin, zumal ihr Name aus dem Polnischen stammt und so viel wie „Lust“ bedeutet – perfekt.
Unterbringung bei privaten Familien – die Austauschpartner waren aus dem Besuch in Hemmoor 2024 bekannt. Für mich ist es die einzige Art, wie man ein persönlicheres Verhältnis und ein Gefühl für die Denkweise der Polen entwickeln kann. Alltag erleben, Kommunikationsprobleme überwinden und das bei jedem anders. Meist Englisch, aber auch Deutsch, zur Not Gebärdensprache und für mich neu: Französisch. Macht einfach Spaß. Und dann diese Gastfreundschaft, die bei fast allen zu spüren ist und direkt zu Schockmomenten beim morgendlichen Besuch auf der Waage führen kann.
Am Dienstag offizielle Begrüßung (natürlich mit Verpflegung) mit meiner eingeübten Rede auf polnisch – was bei den Aussprachen „Schtsch“, „äun“ und so weiter gar nicht so einfach ist. Anschließend Besuch des wunderschönen Altmarktes mit Croissant-Backen, Mittagessen und Besuch des interaktiven Museums. In Polen wird die eigene Historie großgeschrieben. Mir wird bewusst, dass 700.000 Einwohner doch etwas mehr sind als 8700 (Hemmoor).
Abends Gespräch mit den Gastgebern in drei verschiedenen Sprachen – ich bin echt stolz auf meine französischen Sätze (zuletzt ernsthaft in der Schule gesprochen). Für Donnerstag wird eine Schachpartie vereinbart.
Mittwoch eine lange Busfahrt nach Wrocław („wrotschuaf“ – Breslau). Der Zoo ist ebenso interessant wie das Ozeaneum, aber die Zeit ist sehr knapp bemessen – fanden die Kinder auch. Das gilt auch für den Altmarkt dort, der womöglich noch schöner ist als in Poznan.
Donnerstag zunächst ins Schwimmzentrum mit Spaßbad, Olympiabecken und 10m-Turm. Die Stimmung ist gut, das Wetter ein Traum. Ich will trainieren und Bahnen ziehen, muss aber feststellen, dass Rückenschwimmen schlecht für meine Schulter, Brustschwimmen schlecht für mein Knie und Kraulen konditionsbedingt nicht lange möglich ist. Hmpf!
Nach anschließendem Mittagessen – wie immer ist alles gut organisiert, es geht in eine „Spaghetteria“ – folgt das Highlight, zumindest für die Teenager: Lasertag. In zwei Teams wird gegeneinander angetreten (natürlich BRD-PL), ich verfolge das Duell per Video und bin gar nicht parteiisch – na gut, ein bisschen.
Die Teenies sind am Ende hochzufrieden und mit roten Köpfen ziemlich erschöpft, das Ergebnis ist fast Nebensache. Das hält sie nicht davon ab, sich abends nochmals zum Sport zu treffen. Wow, was für eine Energie! Meine Schachpartie abends endet übrigens Remis.
Der Freitag beginnt mit einer gemeinsamen Schulstunde, in der Plakate zum Austausch erstellt werden. Anschließend betrachten wir als Zuschauer das Endspiel eines Fußballturniers, das Schüler der polnischen Schule vollständig selbst organisiert haben – vielleicht auch eine Idee für unsere Schule? Es gibt, finanziert von der Elternvertretung, sogar Pokale und Medaillen für die Spieler.
Beim traditionellen Abschlussgrillen bei Traumwetter an einem See spielen die Teenies Volleyball bzw. Uno, während die Eltern verzweifelt versuchen, überschüssige Salate und Backwaren loszuwerden. Die würzigen aber auch sehr fettreichen Würste schmecken fantastisch, sind aber ein Großangriff auf meine Gesundheit oder zumindest auf mein Gewissen. Nach einem letzten Getränk mit den beteiligten Kolleginnen merke ich, wie erschöpft ich bin.
Überraschung (oder auch nicht) am Samstag: Die direkte Zugverbindung Poznan-Berlin ist unmöglich, wir brauchen eine Alternative. Nach mehreren Telefonaten und Recherchen sowie zusätzlichen Reservierungen starten wir fast eine Stunde eher. Das verkürzt zwar den Konzertbesuch, aber auch die sonst hochemotionalen Abschiedsszenen am Bahnhof fallen knapp aus – immerhin schaffen es alle in den Zug. Die restliche Fahrt verläuft überraschend problemlos: Wir finden den richtigen Bus(!) in Stettin, überstehen die Grenzkontrolle ohne Schwierigkeiten, erreichen bei einer geplanten Umsteigezeit von nur 7 Minuten den Zug in der Weltstadt Angermünde und kommen letztendlich pünktlich in Hemmoor an. Bemerkenswert: Unterwegs merkt ein Schaffner an, welch eine nette Gruppe von Schülern da unterwegs ist.
Natürlich hängt das Gelingen eines Austausches und die Zufriedenheit der Teilnehmer immer auch mit den jeweiligen Gastgeberfamilien zusammen, aber ich hoffe, ich kann für alle sprechen, wenn ich behaupte: Das war eine lohnende Erfahrung.
Vielen Dank an alle Beteiligten!
Text & Fotos: G. Griemsmann